
Steißbeinschmerzen (Coccygodynie)
Patienten mit Steißbeinschmerzen (Coccygodynie) stehen unter hohem Leidensdruck.
Oft sind die Betroffenen verzweifelt und haben bereits eine Vielzahl an Untersuchungen und Therapien über sich ergehen lassen.
Die Behandlung kann sehr einfach sein und die Beschwerden sind häufig rasch in den Griff zu bekommen.
Anatomie des Steißbeins:
Das Steißbein (Os coccygis) Coccygodynie befindet sich am untersten Ende der Wirbelsäule.
Es besteht aus 3-5 vermolzenen Wirbelknochen – diese stellen letztlich die Reste der Schwanzwirbel unserer tierischen Vorfahren dar.
Nach oben (cranial) grenzt das Steißbein an das Kreuzbein. Mit diesem ist es über das Sacrococcygealgelenk verbunden.
Das Steißbein ist über Bänder, Muskeln und Faszien mit anderen Strukturen und den Beckenknochen selbst untrennbar verbunden:
Bänder stabilisieren das Steißbein mit den Beckenknochen (z.B. Lig. Sacrospinale und sacrotuberale).
Besonders wichtig und meist zu wenig beachtet wird das sacrogenitale Band (Lamina pubo-vesico-genito-recto-sacralis): Dieses Band verbindet Schambein, Harnblase, Genitalien, Dickdarm und das Kreuzbein. Dieses Band stellt also eine Verbindung knöcherner Strukturen mit inneren Organen dar, die ebenfalls als Auslöser der Steißbeinschmerzen in Betracht kommen können.
Der Musculus coccygeus und der Muskulus levator ani setzen ebenfalls am Steißbein an.
Ursachen – Wann treten Steißbeinschmerzen auf?
Frauen sind häufiger von Steißbeinschmerzen betroffen als Männer – die Ursache hierfür ist unklar.
Auffällig häufig treten Coccygodynien während der Schwangerschaft auf
Oft treten Beschwerden auch nach Stürzen auf den Steiß mit Luxationen (Fehlstellungen), Prellungen oder Brüchen auf – diese Ereignisse können in manchen Fällen auch schon Jahre zurück liegen.
Untersuchung:
Die Untersuchung des Steißbeins erfolgt in erster Linie durch Abtasten – manchmal ist auch schon zu Beginn eine rektale Untersuchung sinnvoll, um die volle Beweglichkeit (Mobilität) des Steißbeins in allen Ebenen zu testen.
MRT-Untersuchungen liefern meist keinen Erkenntnisgewinn und sind in der Regel verzichtbar.
Selbst wenn sich alte Frakturen finden, ändert dies an der Therapie nichts entscheidendes.
Beweglichkeit (Mobilität):
Das Steißbein kann sowohl fest mit dem Kreuzbein verbunden (immobil), normal beweglich (mobil), als auch „überweglich“ (hypermobil) sein.
Beschwerden lassen sich aus der Beweglichkeit nicht ableiten: Schmerzen können sowohl bei einem festen, einem mobilen und auch bei einem hypermobilen Steißbein auftreten.
Therapie:
Die Therapie ist um so aussichtsreicher, je früher eine Behandlung erfolgt!
Bestehen die Schmerzen schon Monate und Jahre ist die Gefahr einer Chronifizierung durch das Schmerzgedächtnis des Gehirns groß – dadurch werden die Erfolgsaussichten einer Behandlung deutlich herab gesetzt.
Osteopathische Behandlung:
Die osteopathische Untersuchung und Behandlung umfasst die Therapie sämtlicher Strukturen des kleinen Becken.
Eine rektale Behandlung ist meist unabdingbar – nur so kann das Steißbein in allen Ebenen mobilisiert sowie das umliegende Gewebe gedehnt und von Spannungen befreit werden.
Diese Behandlung ist nach unserer Erfahrung extrem erfolgversprechend – insbesondere bei Luxationen reichen meist 1-2 Therapiesitzungen aus.
Diese Behandlung sollte aufgrund der komplexen Anatomie und sensiblen inneren Strukturen unbedingt von einem ärztlich tätigen Osteopathen durchgeführt werden!
Medikamentöse Therapie – Coccygodynie – Steißbeinschmerzen
Gegen einen Therapieversuch mit Schmerzmitteln ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Hier kommen in der Regel Antiphlogistika wie z.B. Ibuprofen zum Einsatz.
Nach unserer Erfahrung lindern dieses Substanzen aber allenfalls Beschwerden, bei denen eine entzündliche Reaktion im Vordergrund steht – dies ist bei Coccygodynien nur selten der Fall.
In Kombination mit einer osteopathischen Behandlung ist die Erfolgsrate deutlich höher.
Spritzen (Infiltration):
Eine weitere Möglichkeit stellt das Infiltrieren des Gewebes um das Steißbein herum dar – in der Regel kommen hier Lokalanästhetika zum Einsatz.
Lokalanästhetika können eine Schmerzreduktion herbeiführen. Zu bedenken ist allerdings, dass hiermit nicht die Schmerzursache beseitigt wird. Somit führen wir diese Therapie meist nur in Kombination mit einer osteopathischen Behandlung durch.
Das Spritzen von Kortisonpräparaten direkt in das Gewebe hingegen ist höchst umstritten und wird in unserem MVZ aufgrund möglicher Nebenwirkungen nur in absoluten Ausnahmefällen durchgeführt.
Operative Therapie
Die operative Therapie (Entfernung des Steißbeins) stellt die allerletzte Möglichkeit der Behandlung dar. Diese Methode sollte nur bei starker Chronifizierung der Schmerzen und erst nach Jahren in Betracht gezogen werden, wenn sich alle anderen Therapieformen als unwirksam erwiesen haben.
Aus rechtlichen Gründen wird darauf hingewiesen, dass in der Benennung der beispielhaft aufgeführten Anwendungsgebiete selbstverständlich kein Heilversprechen oder die Garantie einer Linderung oder Verbesserung aufgeführter Krankheitszustände liegen kann. Für den Bereich der Wirbelsäule, z.B. beim chronischen Schmerz -Syndrom der Wirbelsäule geht die Bundesärztekammer in der Regel von einer Wirksamkeit osteopathischer Behandlungen aus (Deutsches Ärzteblatt 2009, Seite 2325 ff.). Im Übrigen gibt es bislang keine Studien die in wissenschaftlicher Hinsicht die Wirkungsweise der Osteopathischen Medizin bei den unten aufgeführten Krankheitsbildern nachweisen.
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Ich habe Coccygodynie und wanderte von einem zum anderen. MRT etc. wurde schon gemacht. Ein Proktologe hat rektal untersucht und einwandfrei o.g. Krankheit festgestellt. Aber kein Arzt fühlt sich zuständig. Ich kann die Schmerzen bald nicht mehr aushalten. Können Sie mir eventuell helfen? Ich wäre Ihnen sehr dankbar.
ReplyIch erlitt Anfang 2020 einen erneuten Sinus Pilonidalis mit tiefen Abzess. Beinahe wäre ein künstlicher Ausgang nötig gewesen. Nach 10 Wochen immer noch offener Wundheilung fingen die Schmerzen wieder stark an. Ich hatte dann eine Knochenhautentzündung und erneuten Abzess. Darauf folgte eine lange VAC-Therapie und anschließender Schwenklappenplastik. Danach hatte ich noch lange Fibrinbildung und Hämatom. Die Schmerzen haben bis heute nicht aufgehört und im Januar hieß es dann 30 Grad Steißbein Abknickung da Überbeweglich. Habe bereits eine erfolglose Infiltration hinter mir und nun meinte man nur eine Steißbeinentfernung würde da helfen. Inzwischen hilft mir nur noch Oxycodon gegen die Schmerzen. Gibt es keine andere Lösung als Entfernung? Ich bin 26 Jahre alt und finde das etwas radikal. MfG
ReplyGuten Tag. Ich kann Sie gut verstehen, denn ich sehe das auch sehr kritisch. Aus der Ferne ist dies allerdings schwer zu beurteilen. Gerne können Sie einen Termin zur Untersuchung/Behandlung vereinbaren.
ReplyMfG, Jochen Schellmann
In der Coronaphase, waren ich bei der Arbeit mehr auf den Bürostuhl gefesselt als dass ich mich ständig hätte herumbewegen können. Beim Sitzen rutscht man auch automatisch nach einer lässigen Art nach einer gewissen Zeit runter. Gerade diese Sitzhaltung, die sich über die Zeit immer wieder einschlich, verursachte nach einer Zeit (6-8 Monaten), starke Schmerzen im Steißbein mit Ausstrahlung ind die unmittelbare Umgebung. Diese Schmerzen, hielten mehr als 16 Stunden, wenn nicht sogar mehr. Die Osteopathin, der ich dies erzählte, übte mit beiden Händen Druck auf dem Steißbein aus und Resultat war, dass bei ähnlicher Sitzhaltung, das ganze nur noch eine Schmerzempfindung von 30 auf einer Skala von 100 aufwies. Im Urlaub vor kurzem, habe ich mein Anliegen der Tochter meinem Cousin anvertraut. Sie übte Kritik an der Osteopathin aus und fragte Sie, warum Sie es ohne anzutasten nur mit Druck bearbeitet hätte. Sie legte Hand an und bemerkte, dass die Spitze des Steißbeins nach rechts und nach vorne gebeugt war. Diese hat Sie in einer kurzen Behandlung versucht wieder in die richtige Position zu rücken, mit gleichzeitiger Entspannungstechnik der Umgebung. Jetzt nach gut einer Woche, egal wie ich mich setze, die Schmerzskala ist auf eine 2 runtergerutscht. Sie erwähnte allerdings auch, dass eine zweite Sitzung von Nöten wäre um die Schmerzen komplett aus der Welt zu schaffen. Das Ganze klappte ohne rektalen Eingriff. Knapp über dem After setzte Sie Ihre Finger ein.
ReplyHabe auch steissbeinprobleme. Ausgelöst durch einen langstreckenflug vor 3 Jahre. Mrt ohne Ergebnis.
ReplyLaut orthopäde schuld daran eine facie.
Laut schnerzklinik ein 90 grad knick des steissbeins . Und nach korisonspritze etwas linderung für ca 4 wochen.
Was es nun wirklich ist weis ich nicht.
Können Sie weiterhelfen?
Eine Ferndiagnose ist hier leider nicht möglich. Bei Interesse vereinbaren Sie bitte einen Untersuchungstermin.
ReplyHallo Herr Dr. Schellmann, seit der Geburt meiner Tochter vor 9 Monaten kann ich nicht mehr sitzen. Mrt ergab Subluxationsfehlstellung des Steißbeins mit Markraumödemzonen. Ich kann nicht sitzen und habe ständig Schmerzen. Morgen habe ich den Termin zur Infiltration, wovor ich aber Angst habe. Die Situation ist sehr belastend. Wie sind die Heilungschancen? Osteopathie habe ich bereits mehrfach in Anspruch genommen, ebenso allerhand andere physiotherapeutischen Maßnahmen. Welche weitere Vorgehensweise würden Sie mir empfehlen? Wieso kennt sich niemand damit aus?? Vielen Dank, herzliche Grüße, Claudia
ReplyLeider beschäftigt sich kaum ein Arzt mit diesem schwierigen Thema. Gerne biete ich Ihnen an, einen Termin zu vereinbaren, um mir ein Bild von Ihrem Problem zu machen. Grüße, Jochen Schellmann
ReplyLiebe Claudia, ich habe die selbe Problem nur seit 2 Jahren und 2 Monaten. Ich entschied mich für rektale Behandlung, die erst Ende Januar stattfindet. Hast Du diese Behandlung gemacht? Willst Du sie vlh auch versuchen?
ReplyHallo. Ich habe dieselben Probleme mit dem Steißbein seit dem Abstillen, mittlerweile seit 4 1/2 Jahren.. Komme aus Niederösterreich, finde niemanden der sich wirklich auskennt..
ReplyGuten Tag, gerne können Sie einen Termin vereinbaren. Aus Österreich kommen hin und wieder Patienten zu Therapie. Leider ist mir hier wie dort niemand Fachkundiges bekannt. Grüße, Jochen Schellmann
ReplyNach einem Busunfall vor 2 Jahren, habe ich ein gebrochenes steissbein, welches einen 90 grad winkel hat inzwischen. Ich kann weder sitzen noch liegen. Es belastet mich so sehr, dass ich mich nichtmal mehr mit meinen freunden treffen kann, weil ich nicht sitzen kann.
ReplyIch habe viele ärzte aufgesucht (auch in anderen ländern) und bekomme ständig zuhören, dass es keine lösung für dieses Problem gibt. Mein Orthopäde (der mir auch gesagt hat, dass eine Schwangerschaft nicht in frage kommt für mich) hat mir eine OP empfohlen, wovor ich höllische angst habe, weil es auch daneben gehen kann! Eine spritze kommt auch nicht in frage, weil es in den meisten fällen nichts bringt. Ich dachte ich bin die einzige mit diesem Problem aber wie ich hier lesen kann, haben auch andere Menschen das Problem. Menschen die das Problem nicht kennen,verstehen einen nicht, wenn man sagt das man nicht sitzen kann und deswegen mal nicht zum treffen kommen kann. Ich bin einwenig erleichtert.
Hallo, ich habe seit 32 Jahren Probleme mit meinem Steißbein, es fing nach der Geburt meines 1. Kindes an.
ReplyCranio Sacral Therapie, Osteopathie, manuelle Therapie, alles schon gemacht.
2 Tarlov Zysten sind auch in der Region.
Mittlerweile bin ich, aber auch noch wegen BSV und anderem, bei Hydromorphon.
Jetzt überlegen wir eine Strahlentherapie durchführen zu lassen.
Haben Sie Erfahrung damit?
Herzliche Grüße