So wurde ich meine Schulterschmerzen los!
Seit Jahren zunehmende Schulterschmerzen
Meine rechtsseitigen Schulterschmerzen begannen vor ca. 5 Jahren und haben sich bis ins Jahr 2017 stetig verschlechtert.
Schließlich war jede Bewegung schmerzhaft und an Durchschlafen war nicht mehr zu denken, da der Arm in Seitlage extrem schmerzte. Selbst Schwimmen und Radfahren machten mit diesen Beschwerden keinen Spaß mehr.
Selbst diagnostizierte ich mir ein Impingement-Syndrom (zu wenig Platz unter dem Schulterdach). Zu einem Besuch beim Orthopäden oder Radiologen konnte ich mich nicht durchringen: Meine Erfahrung mit vielen betroffenen Patienten in den letzten Jahren hatte mir gezeigt, dass operativ nur in den seltensten Fällen eine dauerhafte Linderung der Beschwerden erreicht werden konnte.
Die Ergebnisse der üblicherweise durchgeführte Operation (Subakromiale Dekompression = Abfräsung des Schulterdaches, um mehr Platz zu schaffen) hatte mich bis dahin nie überzeugt. Kaum ein Patient berichtete mir über einen anhaltenden Rückgang der Schmerzen nach der Operation.
Was ich schon immer geahnt hatte, wurde 2017 schließlich auch in in Studien nachgewiesen: Die Operation hat keinen Effekt auf den Heilungsverlauf (Lancet (2017; doi: 10.1016/S0140-6736(17)32457-1)).
Auf eine Kernspin-Untersuchung der Schulter habe ich ebenfalls verzichtet, da kein Unfall vorgelegen hat und wir mit unseren Ultraschall-Geräten in der Praxis die Schulterstrukturen ebenfalls gut beurteilen können. Hier zeigten sich bei mir „die üblichen Befunde“ wie Sehnen- und Schleimbeutelreizung.
Keine Linderung durch Chirotherapie, Osteopathie und Manuelle Medizin
Da ich zu dieser Zeit in vielen Kursen zur Fort- und Weiterbildung der Manuellen Medizin und Osteopathie unterwegs war, haben viele Spezialisten ihre Künste an mir versucht – leider ohne Erfolg. Auch meine inzwischen abgeschlossenen Ausbildungen zum Osteopathen, Manualtherapeuten und Chiropraktiker haben mir bei diesen Beschwerden zum eigenen Frust kaum weiter geholfen.
Die Schmerzen wurden intensiver und die Beweglichkeit der rechten Schulter immer geringer.
Hilfe durch Triggerpunkttherapie
Durch großen Zufall ergab sich, dass ich mich 2017 zu einen mehrtägigen Kurs für Triggerpunkttherapie einer Schweizer Gesellschaft angemeldet habe. Dies tat ich aus eigenem Interesse zur Weiterbildung und Vertiefung meiner Kenntnisse in der Manuellen Medizin und Osteopathie. Ich dachte dabei überhaupt nicht an meine eigenen Schulterschmerzen.
Der insgesamt 8-tägige Kurs begann mit dem Aufsuchen und der Behandlung von Triggerpunkten im Bereich der Schulter.
Was für ein Erlebnis! Das Aufsuchen und Provozieren eines winzigen Punktes hinten an meinem Schulterblatt verursachte exakt der Schmerz in der vorderen Schulter, der mich seit Jahren quälte! In der Rolle des Patienten wusste ich sofort intuitiv, dass diese winzige Muskelverquellung die Hauptursache meiner Schmerzen war.
Durch das exakte Anstechen mit einer Nadel (Dry Needling), erfolgte ein heftiges Zucken des Muskels (in meinem Fall war das der Muskulus teres minor). ich spürte sofort, dass das Gewebe aus seiner Komfortposition gebracht wurde und nun zu arbeiten begann.
Schmerzlinderung bereits am nächsten Tag
Bereits am nächsten Tag waren die Schulterschmerzen deutlich gelindert und ich konnte den Arm wieder so gut bewegen, wie seit Jahren nicht.
Durch den Kurs hatte ich endlich wieder Hoffnung geschöpft.
Ich kaufte mir die beiden dicken Bücher von Simons und Travell (Handbuch der Muskel-Triggerpunkte) und studierte über Wochen und Monate jeden einzelnen Muskel, der mit Schulterschmerzen in Zusammenhang stehen konnte.
Da die Beschwerden schon Jahre Jahre bestanden, fand ich natürlich noch andere schmerzhafte Verquellungen, in z.T. sehr versteckten und entfernten Muskeln, an die ich vorher nie gedacht hätte. Diese Verquellungen lagen mitunter weit entfernt von dem Ort der Schmerzen, strahlten allerdings bei Provokation dort hin aus. Dieses Phänomen wird Referred Pain genannt.
Eigentherapie nach Anleitung extrem effektiv
Meine Triggerpunkte behandelte ich von da an meist mit einem kleinen festen Ball, mit dem ich bestimmte Muskelregionen gut erreichen und therapieren konnte.
Außerdem führte ich Dehnübungen der verkürzten Muskeln und Faszien durch und löste diverse Verklebungen. Jetzt kam mir auch wieder mein Wissen der Osteopathie und Manuellen Medizin zu Gute!
Nach einigen Monaten war meine Schulter wieder komplett schmerzfrei und nicht mehr eingeschränkt in ihrer Bewegung!
Die Behandlung von Triggerpunkten liegt mir seitdem besonders am Herzen!
Behandlung in der Praxis:
Neben der Triggerpunktbehandlung und Anwendung osteopathischer Techniken leite ich alle Patienten zu Eigenübungen an, so dass insgesamt selten mehr als drei Behandlungstermine notwendig werden.
Die Aufspüren und Entfernen von Triggerpunkten ist seitdem fester Bestandteil fast jeder meiner Therapien, egal in welcher Körperregion.
Effektiv auch bei Rücken- und Nackenschmerzen
Auch bei Rückenschmerzen sind in der Regel Triggerpunkte und nicht etwa Bandscheibenprobleme Auslöser der Schmerzen. Fersenschmerzen und Tennisellenbogen sind ebenfalls immer mit Triggerpunkten vergesellschaftet und können sehr effektiv behandelt werden.
Die Dankbarkeit der Patienten nach einer erfolgreichen Therapie ist unbeschreiblich und ich freue mich über jeden einzelnen Betroffenen, der seine Schulter nach der Behandlung wieder schmerzfrei bewegen kann.
Auch als Arzt betrachtet man Beschwerden, die man selbst einmal gehabt hat von da an mit ganz anderen Augen.
Ich hoffe, dass ich einigen Betroffenen mit diesem kleinen Beitrag Hoffnung machen kann, dass entsprechende Beschwerdebilder durchaus erfolgreich therapiert werden können.
Ihr Jochen Schellmann
Informationen zur Triggerpunkttherapie
Die Triggerpunkte werden meist mit feinen langen Akupunkturnadeln behandelt. Diese haben den Vorteil gegenüber geschliffenen Spritzennadeln, dass sie das Gewebe kaum verletzen.
Dies stellt die effizienteste Form der Behandlung dar. Eine Behandlung ist aber an den meisten Muskeln auch ohne Nadeln möglich: Es kann schon helfen, den schmerzhaften Punkt einfach nur gedrückt zu halten.
Die Therapie hat dabei nichts mit einer klassischen Akupunkturbehandlung zu tun:
Die feinen Nadeln werden oft mehrere Zentimeter tief in das Muskelgewebe eingeführt und verbleiben nur kurz im Gewebe: Reagiert der Muskel mit einem Zucken (Twitch) hat man den Übeltäter exakt getroffen und die Muskelfaser kann sich wieder regenerieren.
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Sehr geehrter Herr Dr. Schellmann, dieser Bericht war sehr aufschlussreich für mich. Ich habe zwar im Moment an den Stellen keine Schmerzen, werde aber die Behandlung, wenn ich sie denn einmal brauche, sehr gut im Kopf behalten und anwenden lassen.
AntwortenHallo Herr Schellmann,
mir persönlich sind Schulterschmerzen auch sehr gut bekannt.
Erstmalig und sehr bewusst nahm ich die Schmerzen 2012 über einen sehr langen Zeitraum wahr, allerdings überwiegend, wenn ich meinen rechten Arm in gestrecktem nach oben gerichteten, wie beim aussteigen eines Busses oder Gefährts in dem das Haltesystem sich über mir befand.
Nach ca. 1 Jahr besserten sich die Schmerzen soweit, das ich recht gut damit umgehen konnte.
Erneut unter diesen Schmerzen, warum auch, waren für mich nicht erkennbar, zumal mir
frühere starke Beschwerden nicht in Erinnerung waren, beziehungsweise wenn überhaupt, dann in leichter Form.
Zu Beginn 2017 kamen die Schmerzen, allerdings kurz unterhalb der Schulter spürbar zurück.
Im Juni 2017 befand ich mich wegen einer Medikamentenumstellung (Spritzen) wegen meiner Psoriasis-Arthritis in der Rheumatischen Abteilung der Kerkhof-Klinik in Bad Nauheim.
Zu diesem Zeitpunkt ging ich nach wie vor davon aus, das dies ein Symptom meiner im Juli 2014 diagnostizierten Psoriasis-Arthritis ist. Aufgrund dieser Diagnose schob ich meine Schmerzen von 2012, darauf.
Dort sprach ich meine mich behandelte Ärztin darauf an.
Ausser das die Ärztin die betreffende Stelle mit diversen leichten und mittleren Berührungen untersuchte und Massagen verschrieb, welche in dieser Klinik während meines einwöchigen Aufenthaltes verabreicht wurden, geschah von Seiten der Klinik noch nichts.
Das die Massagen angenehm waren ist klar, änderten aber an den Schmerzen gar nichts.
Also nahm ich es so hin wie es war.
Anfang 2018, nach bereits über einem Jahr mehr als nur spürbaren Schmerzen, gipfelte es zu fast unerträglichen Schmerzen mit heftigen Einschränkungen der Bewegungsfunktion meiner Schulter.
Überarmbewegungen, Streckbewegungen usw., welche man tausendfach im Haushalt, beim Arbeiten und auch in der Freizeit ausführt, wurden zur Totour.
Gegenstände mit der rechten Hand zu halten, von der gefüllten Kaffetasse über Zähne putzen und der gleichen mehr, waren äußerst schmerzhaft.
Gerne nahm ich, auch wenn dies kontraproduktiv ist, in solchen Situationen eine Schonhaltung, ein.
Nächtliche Ruhe war auch nicht gegeben, alleine das Liegen auf der rechten Seite, ergo Schulter, war katastrphal.
Dieser äußerst schmerzhafte Zustand zog sich weit über ein halbes Jahr hin bzw. ebbt mittlerweile langsam zu wieder halbwegs erträglichen Schmerzen ab. Auch die Funktion des rechten Arms bzw. Schulter findet langsam wieder in den zuvorigen Zustand zurück. Dennoch bin ich geneigt, bei einigen Bewegungen die Schonhaltung fortzusetzen.
Ein Arztbesuch diesbezüglich stellte sich für mich zu einem derzeitigen nicht ausführbaren Hindernis dar, weil ich mich seit Januar 2018 mit kurzzeitiger Unterbrechung im europäischen Ausland befinde.
Erstens bin ich der Sprache nicht mächtig, zweitens bin ich mir nicht sicher ob es hier entsprechende Ärzte die das Fachgebiet Schulter innehaben, gibt.
Drittens ist der finanzieller Aspekt nicht gänzlich ausser Acht zu lassen. Leider müssen alle Untersuchungen, vom Zahnarzt bis zum Allgemeinmediziner, aus der eigenen Tasche finanziert werden.
Eine ärtzliche Untersuchung ohne zur Kasse gebeten zu werden bzw. mit der Krankenkassenkarte aus Deutschland ist nicht möglich, es sei denn man geht zu einem Arzt für sozialschwache Mitbürger des Landes. Dort findet die Krankenkassenkarte Anwendung weil es ein Abkommen zwischen den Ländern und den Krankenkassen besteht, allerdings beschränkt sich dies auf das allernötigste an ärztlicher Zuwendung.
Was kann ich für meine Schulter tun sobald ich mich wieder längerfristig in Deutschland befinde?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Mfg.
AntwortenScarlett Herzig
Ich bin selbst ein Fan der Triggerpunktakupunktur. Interessanterweise hat bei mir spontan bei meiner sehr schmerzhaften Schleimbeutelentzündung in der Schulter eine einzige Physiotherapiebehandlung mit anschließender Reizstrombehandlung sofortige Linderung gebracht. In dem Moment, wo der Therapeut die Stromstärke eingestellt hatte, löste sich der Muskel, spürbar mit einem starken Zucken. Gleiche Phänomen wie bei der Triggerakupunktur. Fazit: Bei Schulterschmerzen, die Muskeln lösen. Egal, durch welche Therapie.
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