Osteopathische Behandlungstechniken

Im Artikel „Osteopathie – was ist das?“, hatten wir versprochen, osteopathische Behandlungstechniken ausführlich vorzustellen und zu erklären.

Hier finden Sie nun eine Übersicht osteopathischer Behandlungsmöglichkeiten:

1. Parietale Techniken
Knochen, Muskeln, Sehnen, Bänder

 

a) Muskel-Energie-Techniken
Diese Behandlung kommt vor allem bei bewegungseingeschränkten Gelenken zum Einsatz und stellt eine Erweiterung manualtherapeutischer Behandlungstechniken dar.
Dieses Verfahren kommt außerdem bei lokalen Muskelverkürzungen, verminderter Muskelkraft und lokalen Verquellungen zum Einsatz.
Nachdem der Therapeut das bewegungsgestörte Gelenk exakt dreidimensional eingestellt hat, hilft der Patient durch Muskelkontraktion in eine vorgegebene Richtung (Kraftvektor), das Gelenkspiel wieder zu verbessern.

b) Counterstrain-Techniken
Im Zentrum dieser Methode stehen die sogenannten Tenderpoints. Diese schmerzhaften, ca. 1cm großen Punkte reagieren sehr schmerzhaft auf Druck und kommen in Muskeln, Faszien, Sehnen und Bändern vor. Es existieren etwa 200 mögliche Tenderpoints im menschlichen Körper. Der Therapeut behält seinen Tastfinger auf dem schmerzhaften Punkt und versucht, das umliegende Gewebe „um den Tenderpoint herum zu wickeln“, bis der Punkt am wenigsten Spannung und am wenigsten Schmerzen verursacht.
Je nach Lokalisation wird diese Position für 90-120 Sekunden gehalten. Der Patient wird anschließend vom Therapeuten langsam und passiv in die Ausgangsstellung zurück geführt. Im Idealfall ist der Tenderpunkt nach der Behandlung verschwunden und nicht mehr schmerzhaft.

c) Myofasciale Release Techniken
Diese Techniken wirken auf Muskel, Faszie (Muskelhaut) und das umgebende Gewebe ein. Alle Faszien hängen im Körper wie ein dreidimensionales Netz zusammen. Das Ziel ist es, in diesem Muster die wichtigste Dysfunktion (Störung) zu finden und zu beseitigen. Hierzu nimmt der Therapeut Kontakt mit dem Gewebe und speziell mit der Muskelfaszie auf. Diese kann dann in 3 Ebenen entweder in die freie Richtung (Ease) oder an die Barriere heran geführt werden. Nach etwas 15-30 Sekunden erfolgt das sogenannte „Release“, d.h. die Gewebespannung lässt plötzlich nach.

d) Funktionelle Techniken (Functional)

Hierbei werden die Strukturen (z.B. ein Wirbelsegment) mit sanften Bewegungstests in die spannungsfreie Richtung behandelt. Ziel ist das reflektorische Auflösen der Bewegungsbarriere.
In folgende Richtungen wird das Segment dabei exakt eingestellt:
Flexion/Extension (Beugung/Streckung), Seitneigung, Rotation (Drehung), Translation (Verschiebung) nach vorne/hinten/seitlich, sowie Kompression (Drucksteigung) oder Traktion (Zug). Zusätzlich wird noch die Ein- und Ausatmung zur „Feinjustierung“ zu Hilfe genommen.
Dieses Verfahren erfordert ein sehr gutes Tastvermögen des Therapeuten.

2. Craniosacrale Techniken
Schädel, Hirnhäute und Nervensystem

 

Diesen Techniken liegt ein Zusammenspiel der einzelnen Schädelknochen sowie der Hirnhäute, des zentralen Nervensystems und des Parasympathikus und Sympathikus zugrunde. Hierbei sind allerdings noch viele Fragen offen.
Die Hirnhäute bilden eine Einheit und sind bis in das Kreuzbein miteinander verbunden. Die Einzelknochen des Schädels (z.B. Stirnbein, Scheitelbein, Schläfenbein) werden als gegeneinander beweglich angesehen. Durch die Liquorzirkulation bewegen sich die einzelnen Schädelknochen gegeneinander im Mikrometerbereich.

3. Viscerale Techniken
Die inneren Organe

 

Hierbei wird sich zu Nutze gemacht, dass auch die inneren Organe über Bänder und andere Strukturen mit dem Muskel- und Skelettsystem verbunden sind. Häufig deuten sich Probleme der Organe zunächst z.B. mit Schmerzen im Rücken oder in einer Extremität an (Beispiel: Ein Herzinfarkt verursacht Schmerzen im Kiefer, im linken Arm oder im Rücken). Umgekehrt kann die Blockade im Bereich der Wirbelsäule auch Schmerzen im Bauchraum imitieren. Über den Zug von Gewebe, oder direkten Druck wird versucht, die Organe gegeneinander zu bewegen oder zu lösen. Dabei wird auf die zusammenhängenden Faszien sowie die neurologischen, skelettalen und lymphatischen Elemente Rücksicht genommen.

 

Welche Techniken werden wann angewendet?

Das hängt ganz vom Untersuchungsbefund des Patienten und der Erfahrung des Behandlers ab. Die aufgeführten Behandlungsmöglichkeiten können untereinander hervorragend kombiniert werden.
Wie schon mehrfach erwähnt kann die Behandlung erweitert werden – z.B. mit  Triggerpunkttherapie, Akupunktur, Dry Needling, Stoßwellentherapie oder Infiltration.

Fast alle gesetzlichen Krankenversicherungen erstatten (in unterschiedlichem Umfang) in unserer Praxis die Kosten der Behandlung!

Ob Ihre Krankenkasse die Kosten übernimmt, erfahren Sie hier:

Liste der Krankenkassen

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