Divertikulitis

Starke Schmerzen im linken Unterbauch, erhöhte Temperatur und allgemeines Krankheitsgefühl,- all dies können Zeichen einer gefährlichen, akuten Entzündung des Dickdarmes sein, der sogenannten Divertikulitis.

Wer ist betroffen?

Die Divertikulitis tritt bevorzugt in der zweiten Lebenshälfte auf. Gerne wird in Analogie zur Blinddarmentzündung die nicht ganz korrekte Bezeichnung „linksseitige Blinddarmentzündung des Alters“ verwendet.

Betroffen sein kann generell der gesamte Dickdarm. Überwiegend jedoch ist der auf der linken Körperhälfte befindliche, absteigende Dickdarmanteil betroffen.

Was ist ein Divertikel, wie entsteht es?

Divertikel an sich sind harmlos, ein gehäuftes Auftreten findet sich mit ansteigendem Alter. Bei ca. 30% der 50jährigen und bis zu 80% der 80jährigen können Divertikel nachgewiesen werden, vermutlich aus Gründen der allgemeinen Bindegewebsschwäche im Alter. Begünstigt wird das Entstehen von Divertikel darüber hinaus durch chronische Verstopfung. Diese führt zu einem erhöhten Darminnendruck.
Diese Kombination aus Bindegewebsschwäche und Verstopfung führt im Dickdarm zu Ausstülpungen der Darmschleimhaut.
Vorstellen kann man sich Divertikel also als Aussackungen nach außen, die aus dem Dickdarm hervorgehen.
Treten viele dieser Aussackungen auf, also viele Divertikel, dann spricht der Mediziner von der sogenannten Divertikulose.

Was ist nun diese Divertikulitis?

Als Divertikulitis wird nun die ENTZÜNDUNG der oben beschriebenen, an sich harmlosen Divertikel bezeichnet.

Die Entzündung der bestehenden Divertikel kann starke Schmerzen, meist im linken Unterbauch auslösen. Eine vielschichtige Therapie wird dringend notwendig, da sich infolge der Entzündung Abszesse, Durchbrüche bis hin zu komplexen Bauchfellentzündungen mit dem Ausfall lebensnotwendiger Organe ausbilden können.

Was mache ich, wenn ich Angst habe,  akut erkrankt zu sein?

Am Anfang steht die Diagnostik des erfahrenen Mediziners, die sich vor allem aus der ärztlichen Befragung, körperlichen Untersuchung, Untersuchung verschiedener Blutparameter und Sonographie der Bauchorgane zusammensetzt. Letztere gehört zu der bildgebenden Diagnostik und wird routiniert in den meisten hausärztlichen Praxen mit internistischem Schwerpunkt angewendet. Hierbei können wir die entzündlichen Veränderungen des Darmes sehr genau darstellen und eingrenzen.
Was geschieht nun mit mir, wenn tatsächlich eine Divertikulitis bei mir festgestellt wurde?

Die Therapie der Divertikulitis basiert auf drei wesentlichen Säulen:

– kalkulierte Antibiotikatherapie
– abführende Maßnahmen
– Diät

Je nach Schweregrad der Divertikulitis steuern wir die antibiotische Therapie anfänglich als ambulant durchgeführte Infusionen oder Tablettengaben.

Genauso wichtig bleibt aber im Therapiekonzept die gewollte Herbeiführung eines dünnen, ungeformten Stuhlganges zur Entlastung des Dickdarmes.

Was darf ich während der Phase der akuten Entzündung essen?

Das Ernährungskonzept der Akutphase unterscheidet sich grundlegend vom Ernährungskonzept nach Ausheilung der Erkrankung.
In der Akutphase ist auf ballaststoffreiche Kost zu verzichten.
Klare Suppen ohne Beilage, Brei, Weißmehl (weißes Toastbrot), Griess, „blütenzarte“ Haferflocken und Kartoffelpürree sind in dieser Phase die Lebensmittel der Wahl.
Einige Antibiotika werden vom Körper bei gleichzeitigem Verzehr von Milchprodukten vermindert aufgenommen und sollten somit nicht zeitgleich eingenommen werden.

Kann es sein, dass die Therapie nicht anschlägt?

Ja. Sollten in besonders gravierenden Fällen die ambulanten Therapiebemühungen fehlschlagen, bleibt eine stationäre Krankenhauseinweisung unumgänglich, um ernsthafte Komplikationen (z.B. : Abszesse, Bauchfellentzündung) zu vermeiden.
Hierbei ist der vertrauensvolle Arzt-Patient-Kontakt unumgänglich.

Wie soll ich mich nach überstandener Erkrankung verhalten, um einen Rückfall zu vermeiden?

Verhalten nach einer ausgeheilten Entzündung:

Ernährung
Stuhlkonsistenz

Die Ernährung sollte ballaststoffreich erfolgen, z.B. durch Verwendung von gemahlenen Vollkornprodukten. Auf den Verzehr von ganzen Körnern ist jedoch zu verzichten. Eine ballaststoffreiche Ernährung ist präventiv wahrscheinlich auch unabhängig von einer vorliegenden Verstopfungsneigung sinnvoll. Zu den ballaststoffreichen Lebensmittel zählen zum Beispiel Vollkornprodukte, Salate, Obst, Rohkost, Naturreis und Nüsse.
Die betroffenen Patienten müssen lebenslang darauf achten, dass ihr Stuhlgang möglichst ungeformt, eher „breiig“ bleibt. Dies ist zum einen durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Bewegung und oben genannter Ernährungsumstellung zu erreichen, zum anderen durch den Einsatz von Abführmitteln. Letztere sollten vor allem auch dann Anwendung finden, wenn aus schmerztherapeutischer Sicht Opioide Verwendung finden.
Sollte eine Nachsorgeuntersuchung erfolgen?

Nach überstandener Entzündung wird eine Darmspiegelung zur Statuserhebung empfohlen, um andere Erkrankungen, wie zum Beispiel Dickdarmkrebs, auszuschließen. Von einer Darmspiegelung wird im Akutstadium der Erkrankung jedoch Abstand genommen, da die Gefahr einer Dickdarmverletzung mit Dickdarmdurchbruch erhöht ist.

Als Mittel der letzten Wahl wird nach besonders schweren Verläufen oder häufigen Divertikulitiden eine Operation durchgeführt. In besonderen Fällen wird ein künstlicher Darmausgang, manchmal auch nur zeitweise, erforderlich.
Je früher im Leben eines Patienten eine Divertikulitis auftritt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eines Tages der Entschluss zu einer Operation gestellt werden muß.

Gibt es Erkrankungen, die ein ähnliches Beschwerdebild hervorrufen können?

Natürlich muß beim linksseitigen Bauch- bzw. Unterbauchschmerz auch an andere Erkrankungen gedacht werden. Infrage kommen zum Beispiel:
– Darmverschluss
– Darmdurchbruch
– Nierenkolik und Nierenbeckenentzündung
– chronisch entzündliche Darmerkrankungen
– Dickdarmkrebs
– Reizdarm
– Leistenbruch
– gynäkologische Erkrankungen
– Hoden- und Prostataentzündungen, Hodendrehung
– Harnblasenentzündung

Eine Darmspiegelung mit Divertikel-Befund können Sie sich hier anschauen!

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